Kunst im engeren Sinne bezeichnet Produkte und Tätigkeiten, die nicht unmittelbar mit bestimmten Funktionen verbunden sind. Kein Wunder, werden auch Musiker und Akrobaten als Künstler bezeichnet oder kann eine Konservenbüchse, die ihrer Funktion beraubt wurde, als »Kunst« deklariert werden.
Heute will ich mich mit einer Form der Kunst befassen, die häufig mit intellektuellem Dünkel als banal abgetan wird. Auch hat die jüngere deutsche Geschichte einen Bruch mit dieser Form der Kultur herbeigeführt. Ich meine das deutsche Volkslied.
Die Musik eines Volkes zeigt viel vom Selbstverständnis, das heißt von der Identität seiner Menschen. Kritisch lässt sich meines Erachtens die Gleichsetzung der sog. volkstümlichen Musik mit Volksmusik sehen. Volkstümliche Musik benutzt das Repertoire der Volksmusik, instrumentiert sie aber mit Möglichkeiten, die es zur Zeit der Entstehung der Lieder noch nicht gab. Man mag dazu stehen, wie man will, ich werte diese Form der Musik keineswegs ab, unterscheide sie aber von dem, was ich unter Volksmusik verstehe, und das ist eine einfach orchestrierte Musik ohne größere technische Hilfsmittel wie, Echo, Play-Back, Keyboard usw. Dabei rechne ich zum Volkslied nicht nur Lieder, die aus dem Volk heraus entstanden sind, deren Urheber also im Dunkel der Kulturgeschichte verschwunden sind, auch das Kunstlied, das sich über die Jahrhunderte erhalten hat, ist für mich Teil der Volksmusik. Unten finden sich dazu Beispiele.
Um Volksmusik gegen den bereits erwähnten Dünkel zu schützen, wird sie häufig satirisch dargeboten, was wohl leider eine innere Distanz der Künstler zu der dargebotenen Musik zeigen soll, um sie gegen den Vorwurf der Banalität zu schützen. Beispiele dazu sind die Pforzheimer Gruppe Silcher Quartett, die heute kaum noch jemand kennt oder Max Raabe und das Palastorchester
Eine andere Form der Volksmusik kommt aus einer eher alternativen Richtung unserer Gesellschaft in den 68er Jahren. Hier sind u.a. die Gruppen Zupfgeigenhansel, Liederjahn und Ougenwaide zu nennen.
Häufig werden von diesen Gruppen Lieder präsentiert, die sich kritisch mit ihrer Zeit auseinandersetzen, antiklerikal sind oder aber… einfach nur schön.
Dazu drei Beispiele:
Und in dem Schneegebirge von Zupfgeigenhansel
Der Winter ist gekommen von Liederjahn
Willkommen von Ougenweide (deutscher Folk-Rock)
Aber es ist nicht nur das deutsche Volkslied, das unsere Aufmerksamkeit verdient. Hier ein Beispiel aus dem Spielfilm The Songcatcher
Oh death
Wir sollten uns in keiner Kunstform einen intellektuellen Zwang antun, der uns vorschreibt, was gut und was schlecht ist. Mag sich jeder SEINER Kunst zuwenden und das ist die Kunst, die die Seele berührt.
Zu meinem Kunstverständnis habe ich mir erlaubt, eine Kurzgeschichte zu schreiben, die durch einen Museumsbesuch in Basel in einer Ausstellung zu Jean Dubuffet inspiriert wurde. Der Sprecher ist übrigens Baldur Bellios in Second Life, dem ich meine Stimme geliehen habe 😉 Der Titel der Kurzgeschichte ist: »Jonas und die Kunst«