Bei kaum einem anderen Maler liegt meines Erachtens Kitsch und geniale Kunst so nahe beieinander wie bei Böcklin. Bei »In der Gartenlaube« handelt es sich meines Erachtens um eines seiner genialen Werke.
Werden bei Ompa auf dem Skulpturenweg wir Alte als Personen wahrgenommen, die aus dem gesellschaftlichen Produktionsprozess und von der Gesellschaft allgemein ausgeschlossen wurden (oder sich ausgeschlossen haben), als Personen, die vor sich hin brabbeln und denen die Verzweiflung aus den Augen quillt, so ist das bei Böcklin völlig anders.
Das Gemälde »In der Gartenlaube« zeigt das Greisenalter in (mindestens) zwei Perspektiven: Die Liebe zweier alter Menschen und das Leben in seiner letzten Phase. Eine Mauer umgibt die beiden Alten. Und als ob das nicht genug wäre, schottet die Laube das Paar zusätzlich von der Außenwelt ab. Beim Betrachten des Gemäldes hat man jedoch nicht den Eindruck, dass diese Abgeschiedenheit vom Rest der Welt etwas Aufgezwungenes sei. Leicht kann die Isolation als Schutz gesehen werden, ein Schutz, der nicht nur Sicherheit, sondern auch Wärme gibt. Die Tulpen stehen in einer Reihe. Der Garten sieht aufgeräumt aus, kein Unkrautpflänzchen hat in diesem Garten eine Chance. Man kann diese Ordnung durchaus auf das Leben der beiden Alten beziehen. Sie haben ihre Kinder versorgt, ihre Beziehungsfragen sind geklärt und das Testament ist gemacht. Und ja, man kann es auch einfach deskriptiv sehen: Mit dem Alter nimmt der Ordnungssinn der Menschen oft zu. Man möchte Ballast loswerden, die Dinge geordnet hinterlassen. Hier gleicht das Werk Ompa, das allerdings eine offenkundig negativere Aussage für mich hat. Negativ sehen könnte man bei den beiden Alten, dass es in ihrem Garten, eines nicht gibt: Leben, das sich chaotisch entwickeln kann und wird. Doch wirkt das Gemälde deshalb deprimierend? Für mich nicht. Das Leben der beiden Alten liegt hinter ihnen. So traurig es erscheinen mag, es gibt nicht mehr viel Leben für sie. Was es noch gibt, ist die künstlich aufrechterhaltene Natur in Form der Tulpen und Topfpflanzen. Mich erinnert dies an unsere Medizin, die ebenfalls da noch Leben gibt, wo sich ansonsten der Tod einstellen würde. Die Beiden genießen die letzten Tage in Gemeinsamkeit. Wirkt Ompa, wenn man die Augen ansieht und das zweckfreie Geplapper registriert, leicht alterskritisch, so vermeidet dies Böcklin. In seinem Werk erkenne ich Liebe zu den beiden Menschen. die trotz ihrer Passivität im Schlaf zufrieden wirken. Sie halten in einer sicherlich nicht ärmlichen Kleidung in der warmen Märzsonne einen Mittagsschlaf und er hält liebevoll ihre Hand, wobei sie träumend wirkt. Nein, deprimierend ist dieses Bild meines Erachtens nicht, auch wenn man den nahenden Tod ahnt.
Ihr Leben endet. Ein glückliches Leben, das sie hierher gebracht hat, in dem jetzt alles geordnet ist, liegt hinter ihnen. Die Erinnerung bleibt ihnen und der Wunsch, sich einem Schlaf und einer Ruhe, hinzugeben, die frei von Trauer sind.
Was sehen Sie in dem Gemälde?