Der Schweizer Arnold Böcklin (1827 – 1901) war einmal einer der bedeutendsten Maler deutscher Sprache. Es wird behauptet, dass erst bei einem Atelierbesuch durch einen Freund dem Maler der Titel „Toteninsel“ nahegelegt wurde. Es gibt insgesamt 5 Versionen dieses Motivs, erhalten sind vier davon.
Die Toteninsel stand an Berühmtheit Gemälden wie der Mona Lisa in nichts nach. Dalí und Max Ernst waren stark von der Kunst Böcklins beeinflusst, Was finde ich an Böcklin faszinierend? Er bringt meines Erachtens existentielle Fragen des Menschseins auf den Punkt. In der Toteninsel ist es die Einsamkeit des Todes, nachdem die Trauer des Abschieds überwunden ist. Wer das Bild länger betrachtet, wird die dichte Atmosphäre des Gemäldes körperlich fühlen. Man muss das Gemälde nicht erklären. Auch ohne einen Titel würde man es verstehen. Das spiegelglatte Meer, die Abendstimmung, das Endgültige der Felsen auf der Insel, die die weiße Figur beschützen, aber auch begrenzen werden… lassen Sie sich auf das Gemälde ein, es wird Ihnen etwas über das Leben und den Tod vermitteln.
Ich liebe bei Böcklin auch seine Darstellungen in denen Lebensfreude, Ruhe, aber manchmal auch Tragik zum Ausdruck kommen. Er widmet sich nicht den hehren Figuren der römisch-griechischen Götterwelt; die Protagonisten seiner Gemälde sind häufig Satyre und Nixen, die aber keine abgehobenen Situationen darstellen, sondern verfremdet unser Leben zeigen.
Da ich selbst alt bin, hier das Gemälde „Unter der Laube“, das mich beeindruckt, weil es in meinen Augen das Alter in seiner letzten Phase genial darstellt. Die akkurat gepflanzten Tulpen, die letzte Sonne, die Begrenzung durch die Mauern und die Wärme, die das Paar füreinander empfindet – ich finde das Bild in der Darstellung der Zwiespältigkeit des Alters faszinierend. Entdecken Sie den fast schon vergessenen Böcklin für sich. Nicht jedes seiner Gemälde finden wir heute noch gut, aber bei welchem Künstler finden wir jedes seiner Werke gut? Hoffen wir, dass Böcklin irgendwann in der öffentlichen Wahrnehmung wieder den Platz findet, den er verdient.
Die nächste Besprechung wird über „die Gesichts- und Geschichtslosen“ von Frau Margit Lehmann-Asperg sein.