»Die Kerze« oder der Sinn des Museumspasses

Ein Museumspass hat seine Vorteile! Zwar haben wir mit ihm bislang kaum etwas gespart, das heißt, wir hätten nicht mehr für individuell gekaufte Eintrittskarten bezahlt, als wir für den Pass investieren mussten. Der Vorteil des Museumspasses liegt jedoch nicht im Sparen von Eintrittsgeldern. Dennoch möchte man den Pass ausnutzen. Der Museumspass bietet dazu die Möglichkeit bis Basel und darüber hinaus umsonst Museen und deren Sonderausstellungen zu besichtigen. Und so haben wir als tüchtige Westschwaben (Westschwaben sind Badener mit einem Hang zum Sparen) einige Ausstellungen angesehen, die wir sonst gemieden hätten. Gemieden hätten wir sie einerseits wegen des teuren Eintrittspreises und andererseits, weil uns das Thema nicht interessierte.

Das war auch bei Ausstellungen im Burda-Museum in Baden-Baden der Fall. So haben wir beispielsweise den Besuch der Heimatstadt meiner Frau mit dem Besuch der Ausstellung »Die Kerze« verbunden. Mal ehrlich: DIE KERZE! Was soll eine solche Ausstellung dem unvoreingenommenen Betrachter schon an Kunst- oder Erkenntnisgewinn bringen? Ein viel öderes Thema gibt es doch wohl nicht! Aber: Wir haben viel Geld für den Museumspass bezahlt und ein kurzer Blick in die Ausstellung konnte ja schließlich nicht schaden. Fest entschlossen haben wir die heiligen Hallen des Burda-Museums durchschritten. Übrigens rechtfertigt alleine die Architektur den wiederholten Besuch des Gebäudes, es wurde von dem weltbekannten Architekten Richard Maier geplant, und war für uns ein weiteres Argument dafür, die Glastüren dieses Kunstpalastes erneut zu öffnen.

Und dann! Sicher, wir wussten beide schon zuvor, Kerzen als Lichtopfer zu nutzen. Keine katholische Kirche, die wir besuchten, ohne ein paar Cent für Kerzen auszugeben, die wir für unsere verstorbenen Angehörigen opferten. Auch steht immer eine brennende Kerze an einem Geburts- oder Todestag eines Angehörigen oder Freundes auf unserem Balkon. Mit anderen Worten:  Wir haben die Bedeutung von Kerzen ständig genutzt, ohne uns darüber Gedanken zu machen. Die wurde uns in der Ausstellung bewusst. Kerzen sind ein Symbol, ein Archetyp des Lebens und seiner Vergänglichkeit. Im katholischen Glauben wird die Kerze der sog. Heiligen Kommunion, die jedes Kind stolz bei seiner kirchlichen Neu-Taufe, der Kommunion, in Empfang nimmt, beim Tod abgebrannt. Und in diesem Sinn hat die Kerze Eingang in die Kunst bekommen. Das Verlöschen der Kerze zeigt den Tod an, die Kerze selbst ist ein Symbol der Endlichkeit des Lebens.

Ich kann Ihnen nur eines versichern: Wir waren von der Ausstellung, von der wir nichts, aber auch gar nichts erwartet hatten, begeistert.

Deshalb mein Rat: Kaufen Sie sich den Museumspass. Sie werden nicht viel Geld damit sparen, aber Sie werden Ausstellungen sehen, die Sie sonst ignorieren würden. Und gerade das Neue, das, was uns bis dahin nicht interessiert hat, bringt uns Impulse und Anregungen für unser tägliches Leben.

Sollten Sie in Corona-Zeiten für den Museumspass zu viel bezahlt haben, verbuchen Sie das Geld als kulturelle Spende. Museen sind während der Pandemie erschreckend leer, müssen sich aber auch finanzieren.

Und noch etwas: Benutzen Sie Kerzen für Ihre ganz persönliche Kunst, um etwas auszudrücken, denn ihr Licht kann Hoffnung symbolisieren (Weihnachten!), es kann unser Leben darstellen und manchmal sind sie einfach nur schön und auch das genügt.