Fangnetz

Das Fangnetz, ein Werk der Künstlerinnen Karin Siegel und Gisela List, sollte ursprünglich im Bocksbach hängen. Leider hat sich der Name als Funktionsbeschreibung des Kunstwerks erwiesen. Das Eisengeflecht hat Zweige und alles, was der Bocksbach bei hohem Wasserstand mit sich führt, gesammelt und den Bach angestaut. Deshalb hängt das Netz heute über dem Wasser. Wir aber sehen es als das, was es sein soll: Als ein Netz, das im Fluss etwas festhält. In das Geflecht wurden Keramiken integriert und so ist ein Werk entstanden, das mich immer wieder in seinen Bann zieht.

Flüsse sind ein Archetyp des Lebens. Sie bahnen sich ihren Weg durch die Landschaft, unser Leben, um irgendwann ins Meer zu münden. Ich denke dabei an das Gedicht von Jorge Manrique (1440 – 1479), enthalten in »Coplas a la muerte de su padre«:

La vida son los ríos
que van a dar a la mar
que es el morir.
Das Leben sind die Flüsse,
die ins Meer münden,
welches das Sterben ist.

Wie aber könnte man das Netz über dem Bocksbach verstehen? In unserer persönlichen Erinnerung bleiben nur Fetzen des Vergangenen hängen und diese Fetzen sind oft durch unser Wunschdenken entstellt. Auch bleibt nach unserem Tod einiges dessen, was wir erlebt oder gedacht haben, erhalten, der Fluss des Lebens hat es nicht endgültig mit sich fortgetragen ins Meer, ins Vergessen, in den Tod.

Akzeptiert man meine Interpretation, dann erkennt man die Verbindung zu den Gesichts- und Geschichtslosen von Frau Lehmann-Asperg.

Der Skulpturenweg Pfinztal ist immer einen Besuch wert, aber geben Sie sich Zeit, die Werke auf sich wirken zu lassen.